
Sind Ratten die richtigen Haustiere für mich ?
Wie bei jedem Tier, sollte man sich auch vor der Anschaffung von Ratten Gedanken machen, ob es die richtigen Haustiere für einen sind.
Man muss davon ausgehen, dass die Kosten für Futter (spezielles Rattenfutter), Zubehör (Käfig in entsprechender Größe) den Anschaffungspreis (Schutzgebühr) bei weitem übersteigen. Bei einem Krankheitsfall der Ratte, kann es sehr schnell zu hohen Tierarztkosten kommen.
Es sollte auch vorher geklärt sein, ob Du oder ein anderes Familienmitglied allergisch auf das Rattenhaar reagiert. Falls eine Allergie gegen Katzenhaar besteht, ist es sehr wahrscheinlich, dass dies auch mit dem Rattenhaar so ist. Auch sollte geklärt sein, was mit Euren Ratten passiert, falls Ihr erkrankt und ein Krankenhausaufenthalt unumgänglich ist oder in den Urlaub fahrt. Ist dann eine artgerechte Betreuung garantiert?
Könnt Ihr am Tag mindestens 1 (je länger, je besser) Stunde opfern, um Euch mit Euren Ratten zu beschäftigen, denn Ratten benötigen für ihr Wohlbefinden Auslauf? Habt Ihr den Platz, Euren Ratten den Auslauf zu ermöglichen? Natürlich solltet Ihr auch bereit sein, mindestens 1x in der Woche den Käfig gründlich zu reinigen, da es sonst sehr schnell bei Euch nach Ratte müffelt. Aber eins sollte sowieso klar sein, wenn man sich ein Tier anschafft. Man riecht es immer etwas. Auch sollte man damit umgehen können, dass Eure Lieblinge nur 2-3 Jahre alt werden. Wobei eine Lebenszeit von 3 Jahren leider äußerst selten ist.
Auch gibt es charakterliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Männchen sind z.B. sehr markierungsfreudig, nagefreudig, faul und haben ein ausgeprägtes Revierverhalten. Bei ihnen kann es immer wieder zu Rangkämpfen kommen. Die Weibchen hingegen sind quirlig, haben einen ausgeprägten Nagetrieb, sind zickig markieren dafür aber weniger. Noch etwas sehr Wichtiges. Es kann niemand garantieren, daß Ratten Schmusetiere werden. Auch das solltet Ihr dann akzeptieren können. Jede Ratte ist ein Individuum und hat ihre eigene Persönlichkeit. Genau wie bei uns Menschen auch.
Bitte überlegt Euch genau, ob Ihr Euch Ratten anschaffen wollt, denn die Tierheime quellen über vor Ratten, die vorschnell angeschafft wurden. Schafft Euch auch bitte keine Pelznasen heimlich an. Dies wird in den meisten Fällen zu großen Problemen führen, für Euch und die Ratten, die dann wahrscheinlich wieder abgegeben werden müssen.

Wie sollte der Käfig und seine Einrichtung am besten sein ?
Als erstes sollte man sich im Klaren sein, wo der Käfig stehen soll. Am besten in einer erhöhten Position (Schrank, Kommode oder ähnliches), da die Ratten uns sonst als Gefahr einstufen. Der Standort sollte auch hell genug sein, aber vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt. Nicht in der Nähe von Fenstern (Zugluftgefahr) oder vor einer Heizung, weil sonst die Luftfeuchtigkeit zu gering ist (optimal = 60%). Ein erhöhter Standort hat auch den Vorteil, dass unsere Schützlinge uns beobachten können.
Die im Handel angebotenen Käfige entsprechen meist nicht den Maßen, die für die Haltung benötigt werden. Der Verein der Rattenliebhaber und -halter in Deutschland e.V. legt eine Käfiggröße von mind. 220 Litern (1 Liter = 10x10x10 cm) fest. Das entspricht ca. den Maßen 70cm (Länge) x 40cm (Tiefe) x 80cm (Höhe). Diese Größe sollte für 2-4 Tiere nicht unterschritten werden. Pro weitere Ratte sollte der Käfig ca. 50 Liter größer sein. Eine Käfighöhe von 80cm sollte nicht unterschritten werden, da Ratten bevorzugt in die Höhe klettern. Aber als Grundsatz gilt natürlich, wie bei allen anderen Tierarten, je größer je besser. Der Abstand der Gitterstäbe sollte 1-1,5 cm betragen, denn wo der Rattenkopf durchkommt, kommt auch der Rest der Ratte hinterher. Außerdem sollte darauf geachtet werden, dass genügend große Türen vorhanden sind. Sie vereinfachen das Reinigen und den Umgang mit Euren neuen Freunden, was gerade in der Anfangszeit sehr wichtig ist.
Als Etagen haben sich bei uns beschichtete Spanplatten bewährt, die es in jedem Baumarkt zu kaufen gibt. Man kann sie sich auch gleich auf die richtige Größe zuschneiden lassen. Die Beschichtung ist wichtig, damit der Rattenurin nicht ins Holz eindringen kann und es später nicht anfängt zu müffeln. Sie lassen sich auch prima säubern. Alternativ kann man Bretter auch mit sogenanntem "Sabberlack" lackieren. Dies sollte allerdings in mehreren Schichten erfolgen. "Sabberlack" ist die Sorte Lack, die auch für Kinder unbedenklich ist. Fragt einfach in Eurem Baumarkt nach. Die Abstände zwischen den Etagen sollten so groß sein, dass eine ausgewachsene Ratte sich aufrecht hinstellen kann. Es ist auf Gitteretagen zu verzichten, da sie den Füsschen weh tun und den Bumblefoot fördern.
Als Einrichtung des Käfigs sind Hängematten bei den Tieren sehr beliebt, die man entweder im Handel kaufen kann (teuer), oder aus kleinen Handtüchern und Stoffresten (dürfen nicht ausfransen) selber machen kann. Wir bevorzugen die Stoff-Einkaufstaschen, die an den Nähten aufgeschnitten werden können und dann mit Karabinerhaken am Käfig befestigt werden. So könnt Ihr aus einer Tasche 2 Hängematten zaubern. Bitte keine spitzen Gegenstände wie z.B. Sicherheitsnadeln verwenden. Hängematten können auch sehr gut unter Etagen angebracht werden, da sie den Ratten als Schutz dienen können, wenn diese einmal beim Schlafen/Spielen von der Etage purzeln.
Die Schlafhäuser (ob nun aus Plastik oder Holz) sollten immer in den obersten Etagen stehen, da unsere Ratten am liebsten auf erhöhten Plätzen schlafen. Was die weitere Einrichtung betrifft, sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Es sollte darauf geachtet werden, dass genügend Kletter- und Versteckmöglichkeiten vorhanden sind. Ein Baumarktbesuch kann einem auch zahlreiche Ideen liefern, z.B. Drainagerohre um Höhenunterschiede zu überbrücken und noch einige Sachen mehr. Immer darauf achten, dass genügend Raum zum Spielen bleibt. Zur Polsterung der Schlafplätze kann man Toilettenpapier, Küchenpapier, Zeitungspapier oder auch Stoffreste nehmen. KEINE Hamsterwatte, da diese sich an den Gliedmassen verfangen kann und diese abschnürt.
Die nachfolgenden Utensilien sollten auf gar keinen Fall in Eurem Käfig zu finden sein: Laufräder (egal welche Größe des Rades; Rückenschäden sind vorprogrammiert, auch Verletzungen durch eingeklemmte oder abgerissene Füsse und Schwänze), fertige Röhrensysteme (zu steiler Winkel dadurch Verletzungsgefahr; schlecht sauberzuhalten; schlecht belüftet), Hamsterkugeln (Verletzungsgefahr; schlechte Sauerstoffversorgung; sehr großer Stress für das Tier; die Tierärztliche Vereinigung für den Tierschutz betitelt diese Kugeln als Tierquälerei) und Hamsterwatte (siehe oben). Desweiteren sollten auf scharfkantige oder spitze Gegenstände verzichtet werden.
Wenden wir uns jetzt einmal dem Thema Einstreu zu. Es gibt viele unterschiedliche Sorten für den Boden des Käfigs. Da wären z.B. Hanfstreu, Maisstreu, Zeitungsschnipsel, die wir gerne verwenden. Aber probiert es am besten selber aus, welche Einstreusorte Euch gefällt. Das nehmen wir NICHT: Kleintierstreu (durch den Staub reagieren viele Ratten mit Niesen, auch Atemwegsprobleme sind möglich), Stroh und Heu (sie pieksen und die Gefahr ist groß, dass man sich Milben ins Haus holt) und klumpendes Katzenstreu (es quillt im Magen auf und das kann tödlich enden). Pellets eignen sich als Käfigeinstreu in keinster Weise, da sie unangenehm für die Füsschen sind. In einer Nagertoilette könnt Ihr sie allerdings verwenden.
Man kann auch versuchen, die Ratten an Toiletten zu gewöhnen. Als Toiletten benutzt man am besten große Plastik-Nagertoiletten, die man mit Katzenstreu (nicht klumpend) oder Chinchillasand füllen kann. Bitte keinen Vogelsand, da in ihm Muschelgrit enthalten ist. Um die Ratten an die Toilette zu gewöhnen, sollte man die erste Zeit die Köttel einsammeln und in die Toilette tun. Meistens werden die Ratten diese Ecke weiter benutzen, aber wahrscheinlich nicht alle. Denn unsere Tiere sind nun mal alle vom Charakter unterschiedlich. Gegen das Urinieren wo sie auch gehen und stehen, kann man nichts tun. Es handelt sich hierbei um ihr normales Markierverhalten.

Darf ich eine Ratte alleine halten ?
Ratten sind sehr soziale Tiere, die sich nur im Rudel wohl fühlen.
Auch die liebste und intensivste Betreuung durch den Menschen, kann rattige Gesellschaft nicht ersetzen. Ratten kuscheln gerne miteinander, putzen sich gegenseitig und unterhalten sich im Ultraschallbereich, was für das menschliche Gehör nicht erfaßbar ist. Wir glauben kaum, dass Ihr Eure Ratte putzen möchtet, die Haare zwischen den Zähnen schmecken bestimmt nicht sehr gut.
Wichtig ist auch für eine artgerechte Haltung Eurer Tiere, daß Ihr es ihnen ermöglicht, eine Rangordnung herzustellen. Das geht nunmal nicht, wenn ein Rattz alleine ist.
Es kann bei Einzelhaltung zu schweren Verhaltensstörungen kommen. Es heißt ja immer so schön, eine Ratte alleine gehalten wird schneller zahm. Das ist Blödsinn. Es kann dazu führen, daß sich Eure Ratte in einen Beißer verwandelt. Zwei Ratten kosten auch nicht mehr als eine und machen ganz bestimmt auch nicht mehr Arbeit. Zwei Ratties brauchen auch nicht mehr Platz als eine, denn die Mindestmaße für einen Käfig sind schon auf zwei Tiere ausgelegt. Es gibt nichts schöneres als zwei Ratties zu beobachten, die miteinander kuscheln.
Also noch einmal, klar und deutlich: Ratten sollten auf gar keinen Fall alleine gehalten werden. Einzelhaltung ist Tierquälerei. Schließlich wollt Ihr doch auch nicht ein Leben lang ohne menschliche Nähe sein. Ihr solltet Euch mindestens 2 (gerne auch mehr) GLEICHGESCHLECHTLICHE Pelznasen anschaffen. Bei gemischten Rudeln würdet Ihr irgendwann in kleinen Rattenbabys ertrinken und die Notfalllisten sind leider schon mehr als gut gefüllt. Ihr könnt allerdings in ein Weiberrudel einen oder mehrere Kastraten dazu setzen.

Kinder und Ratten ?
Im Großen und Ganzen ist nichts dagegen einzuwenden, dass Kind auf Ratte trifft oder umgekehrt.
Nur sollten sich Eltern darüber im Klaren sein, dass Ratten scharfe Zähne besitzen, die sie auch einsetzen, wenn sie sich erschrecken oder ihnen wehgetan wird. Deshalb wird empfohlen, dass man Kindern erst ab 12 Jahren das Halten von Ratten erlauben sollte, da sie ab diesem Alter schon größeres Verantwortungsbewußtsein entwickelt haben sollten und nicht mehr die Ratten zu fest knuddeln oder am Schwanz fassen.
Dennoch sollten die Eltern immer ein Auge auf Kind und Ratten haben, denn sie können schnell (vor allem in der Pubertät) das Interesse an den Tieren verlieren, wo in diesem Fall die Eltern aushelfen müßten.
Sprecht mit Euren Kindern über die große Verantwortung, die sie mit der Tierhaltung eingehen und Ihr solltet auch nicht die Kosten der Rattenhaltung außer Acht lassen. Wir müssen hier noch einmal eines ganz klar stellen. Ratten sind teuer!!!

Was dürfen Ratten fressen ?
Das Grundfutter sollte ein Körnerfutter möglichst ohne Presspellets sein, da die Ratten sie meistens verschmähen.
Das Futter kann man beliebig mit Haferflocken, ungesüßten Frucht- oder Nussmüsli und/oder ungesüßte Cornflakes mischen. Wer sich diese Arbeit nicht machen möchte, kann auf die fertigen Rattenfuttermischungen verschiedener Hersteller zurückgreifen. Bei uns bewährt hat sich Rattima, das es bei Zooplus zu kaufen gibt. Es ist sehr ausgewogen und beinhaltet alles, was Rattz braucht.
Aber nicht vergessen: Ratten sind Feinschmecker! Man sollte ein wenig ausprobieren. Außerdem sollte täglich zum Grundfutter frisches, abgewaschenes Obst und Gemüse angeboten werden. Selbstverständlich alles stückchenweise und in Maßen (vor allem Mais; er ist ein Dickmacher). Es können fast alle Sorten angeboten werden, außer Zitrusfrüchte (Säure kann Harnstein fördern) und von Avocados ist komplett abzuraten, denn einige können für Ratten tödlich sein. Desweiteren Hülsenfrüchte (Schale kann sich in der Kehle festsetzen und die Ratte ersticken).
Da Ratten gerne nagen, kann man ihnen hartes Brot, Katzentrockenfutter oder harte Hundekekse anbieten. Allerdings bitte darauf achten, daß die Trockenfuttersorten Taurinfrei sind. Gerne werden auch Äste von ungespritzten Obst- oder Nußbäumen genommen.
Ratten weigern sich auch niemals, etwas Süßes anzunehmen. Dazu werden viele Produkte im Handel angeboten. Immer wieder gerne werden Joghurtdrops verputzt, aber bitte diese nur in Maßen verfüttern, da sie viel Zucker enthalten. Nagerpasten sind auch sehr beliebt und werden auch gerne für die Gabe von Medikamenten genommen. Diese sind ebenfalls Dickmacher, können aber bei kranken oder alten Ratten zum Aufpäppeln benutzt werden.
Ab und zu ein kleines, ganz kleines Stück Schokolade schadet auch nicht unbedingt. Natürlich gibt es jeden Tag frisches Trinkwasser, das in Schalen oder Nippeltränken dargereicht wird. Hin und wieder kann man auch Quark, gekochtes Ei, Joghurt oder milden Käse anbieten. Damit wird auch ein gewisser Anteil an tierischem Eiweiß zugeführt, den die Ratte benötigt. Mehlwürmer, Fleisch und Geflügel kann man geben, muss man aber nicht.
Vorsicht bitte: Ein Überschuss an Eiweiß kann zu Überreaktionen mit Juckreiz führen. Es steht außerdem im Verdacht, die Tumorbildung zu begünstigen.
Gemüsesäfte (verdünnt) und Babybrei sind hin und wieder auch eine nette Abwechslung. Bitte keine gewürzten oder gesalzenen Speisen und auch keine Milch, da sie zu Durchfall führen kann.

Wie bekomme ich meine Ratte zahm ?
Wenn Ihr Euch also jetzt entschlossen habt, mindestens 2 Ratties zu Euch zu holen, braucht Ihr ab diesem Zeitpunkt viel Geduld. Denn jetzt müsst Ihr Euch aneinander gewöhnen.
Am Anfang werden die Rattzels vermutlich sehr scheu sein. Aber das ist normal. Der Käfig sollte am Anfang nur wenige Versteckmöglichkeiten enthalten, später können wir ihn dann rattengerecht einrichten. Stellt Euch vor den Käfig und redet mit ihnen, oder lest ihnen eine Geschichte vor, damit sie sich an Eure Stimme gewöhnen können. Haltet hin und wieder Eure Hand in den Käfig, damit die Kleinen Euren Geruch kennen lernen, bitte keine ruckartigen Bewegungen machen. Sie erschrecken sich in dieser Phase recht schnell.
Manchmal ist es ein guter Trick getragene, unparfümierte Kleidungsstücke (am besten T-Shirt oder Socken) in den Käfig zu legen. Aber Vorsicht! Es sollten Sachen sein, die Ihr nicht mehr braucht, da Ihr sie kaum heile aus dem Käfig wieder herausbekommen werdet. Und nie vergessen: Immer ruhig und mit viel Geduld die Gewöhnungsphase gestalten, denn die Ratten bestimmen das Tempo.
Wenn sie dann irgendwann Vertrauen gefasst haben, könnt Ihr anfangen zu versuchen, sie hochzuheben. Am Anfang immer nur recht kurz, damit sie merken, dass ihnen nichts passiert. Wenn Ihr sie dann ohne größere Probleme hochnehmen könnt, solltet Ihr sie z.B. auf ein Sofa setzen (vorher mit einer Decke abdecken, da sie markieren werden) und Euch dazugesellen. So können sie Euch erkunden und immer besser kennen lernen. Weite Pullover können recht hilfreich sein, da sich die Rattzen vielleicht darunter verstecken. Dadurch nehmen sie natürlich noch intensiver Euren Geruch auf.
Ihr solltet vielleicht bei solchen Aktionen darauf achten, immer alte Kleidung zu tragen, da die Tierchen ihr Revier markieren. Wenn alles gutgeht, werdet Ihr definitiv dazugehören. Also, wenn sie Euch markieren, ist es ein gutes Zeichen, denn Ihr gehört zum Rudel.

Brauchen Ratten Auslauf ?
Jetzt wenden wir uns mal dem Auslauf zu. Auslauf ist für unsere Rattzen sehr wichtig, denn dort können sie sich so richtig austoben (na ja, die einen mehr, die anderen weniger).
Die Nasen freuen sich immer sehr, wenn sie dem "langweiligen" Käfig entkommen können, um ordentlich einen draufzumachen. Allerdings gibt es ein paar Dinge, die beachtet werden sollten, damit es allen Beteiligten auch Freude macht.
Ratten sollten am Tag mindestens 1 Stunde Auslauf bekommen, je länger umso besser. Am günstigsten ist es in den Morgen- oder Abendstunden, wo sie ja sowieso aktiv sind. Es ist auch wichtig, sogar lebenswichtig für die Ratten, dass Ihr alle stromführenden Kabel aus der Zahnreichweite entfernt. Wir wollen doch nicht, dass die Kleinen einen Stromschlag bekommen. Ein guter Tipp sind Kabelschächte, in denen man prima die Kabel verlegen kann, die sich nicht ohne weiteres entfernen lassen.
Fenster und Balkontüren sollten während des Freilaufs zu bleiben. So verhindern wir, dass sich die Nasen einklemmen und schwer verletzen. Bei geöffneten Balkontüren oder Fenstern besteht außerdem die Gefahr, daß sie sich durch die Zugluft erkälten. Ebenso ist es wichtig, dass Ihr Eure Rattzen auf keinen Fall mit nach draußen nehmen solltet, da die Gefahr einer Erkältung dort auch sehr hoch ist, oder die Ratten auf ein plötzliches lautes Geräusch panisch reagieren und weglaufen. Ratten sind neophob. Das bedeutet, sie haben Angst vor Neuem. Sie sind extrem revierbezogen und Ihr würdet ihnen damit nichts Gutes tun. Das wäre nur purer Streß für die kleinen Nasen.
Zigaretten und Aschenbecher auch ausserhalb der Reichweite stellen, da diese ja noch nicht mal für uns Menschen gesund sind und bei Ratten tödlich sein können. Da auch die Mehrzahl der Zimmerpflanzen tödlich für Ratten ist, sollten diese ebenfalls entfernt werden. Ecken oder Räume, in denen sie ihre neugierigen Nasen nicht stecken sollen, könnt Ihr mit Kartons oder Brettern versperren. Wichtig ist nur, dass sie mindestens 80cm hoch sind. Es gibt aber auch immer einige Rattzen, die das nicht die Bohne interessiert, denn es wurden einige Ratten beobachtet, die locker bis zu 1m gesprungen sind.
Schaut Euch in dem Raum, wo der Freilauf stattfinden soll, genau um, ob es dort irgendwelche Ritzen oder Löcher gibt. Die Rattzen werden (getrieben von ihrer Neugier) bestimmt versuchen, da rein zu kommen. Eine Ratte hat sich manchmal schneller irgendwo reingequetscht, wie Ihr gucken könnt. Vergesst nicht: Wo der Kopf durchpasst, passt auch das Hinterteil durch (mag es noch so breit sein). Außerdem sollte man sie, genau wie kleine Kinder, nie ganz aus den Augen verlieren. Ihr glaubt ja gar nicht, mit welcher Geschwindigkeit sie Eure Tapete zerschreddern, oder sich in Euren Polstermöbeln Höhlen nagen können. Sie sind fantasievolle Innenarchitekten, wenn man sie läßt.
Den Auslauf kann man, genau wie den Käfig, abwechslungsreich gestalten. Auch hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Man kann ihnen einen Katzenkratzbaum hinstellen, Kartons mit Löchern, Toilettenpapier- oder Haushaltstücherrollen oder eine Buddelkiste mit Blumenerde. Desweiteren solltet Ihr versuchen, dass Eure Ratten zu Euch gelaufen kommen, wenn sie ein bestimmtes Geräusch hören (z.B. wenn Ihr mit einer Dropspackung schüttelt). Das ist ganz sinnvoll, falls Euch mal eine entwischen sollte, oder Ihr sie ohne große Probleme wieder in den Käfig zurückbringen wollt.
Das soll es jetzt erstmal zum Thema Auslauf gewesen sein. Wenn Ihr Euch immer gründlich in dem Auslaufzimmer umseht (um Gefahrenquellen auszuschließen) und mit vielen Ideen den Auslauf gestaltet, wird es sicher für Euch und Eure Kleinen die schönste Zeit des Tages werden.

Ratte weg ! was nun ?
Auch wenn Ihr wie ein Luchs aufpaßt, kann es Euch passieren, dass Euch eine Eurer Ratten abhanden kommt. Das Wichtigste in dieser Situation ist es, auch wenn es schwerfällt, Ruhe bewahren.
Wenn Eure Ratten zu diesem Zeitpunkt auf ein bestimmtes Geräusch reagieren (z.B. Schütteln mit der Dropspackung) und zu Euch gelaufen kommen, solltet Ihr wenig Probleme haben. Bei neuen Hausgenossen gestaltet sich die Sache schon ein bißchen schwieriger. Falls Ihr wißt, wo sich die Ratte versteckt, könnt Ihr sie mit Leckerlies versuchen herauszulocken. Man sollte versuchen es zu vermeiden, den kleinen Ausreißer blitzschnell und fest zu packen. So eine Aktion könnte zu Verletzungen führen und das nicht nur bei der Ratte.
Wenn Ihr das Versteck nicht kennt, könnt Ihr in die Mitte des Raumes einen Karton mit einem kleinen Loch (wahlweise auch Transportbox) stellen, in dem ein Teller mit Leckereien ist. Irgendwann bekommt Eure Pelznase sicherlich Hunger. Ihr müßt jetzt nur Geduld aufbringen und warten. Das kann schon mal einige Stunden dauern. Es sollte auch ruhig im Raum sein, damit Ihr vielleicht das Versteck der Ratte durch Geräusche ausmachen könnt. Außerdem fühlt sich die Ratte dadurch sicherer und läßt sich so eher blicken.
Natürlich solltet Ihr mit Ratten, die neu bei Euch eingezogen sind, zuerst einmal einen Auslauf (z.B. auf einer abgedeckten Couch) durchführen. Diese Art des Auslaufes sollte eigentlich verhindern, daß eine Ratte abhanden kommen kann. Aber Vorsicht. Auch hier solltet Ihr immer ein Auge auf Eure Nasen haben, da es immer wieder Tierchen gibt, die Höhe nicht einschätzen können.

Wie gewöhne ich Ratten aneinander ?
Man darf auf gar keinen Fall 2 fremde Ratten einfach so in einen Käfig "stopfen". Es sei denn, Ihr habt es mit Jungtieren zu tun, die noch kein Revierverhalten entwickelt haben. Junge Ratten bekommen Revierverhalten erst ab einem Alter von ca. 10 Wochen. Danach müßt Ihr unbedingt eine Integration durchführen, ansonsten kann es zu Revierkämpfen kommen, die blutig und im schlimmsten Fall tödlich enden können.
Selbst wenn Ihr jetzt denkt, dass man 2 Geschwister, die sich ein paar Wochen nicht gesehen haben, einfach so zusammensetzen kann, ist das falsch. In beiden Fällen muß eine Integration durchgeführt werden, die ein wenig Zeit in Anspruch nimmt, da auch hier die Ratten das Tempo bestimmen. Für eine erfolgreiche Integration gibt es leider kein Patentrezept, aber wir möchten Euch hier mal eine Methode von vielen etwas näher bringen.
Ihr könnt als erstes die Käfige nebeneinander stellen (einige meinen zwar, dass sich dadurch die Aggressivität steigert, was uns persönlich nicht aufgefallen ist), damit sie den Geruch der anderen Ratte/n aufnehmen und sich daran gewöhnen können. Man sollte auch das Nistmaterial der Käfige untereinander austauschen. Wenn sich die Ratten nach einigen Tagen/Wochen nicht mehr über den fremden Geruch aufregen, könnt Ihr es wagen, auf neutralem Boden einen gemeinsamen kurzen Auslauf durchzuführen.
Sehr sinnvoll wäre es, wenn Ihr dabei eine Spritze mit Wasser (ohne Nadel) oder Blumenspritze bei Euch habt. Denn wenn es zu heftig werden sollte, müßt Ihr die Parteien sofort trennen (zuerst mit einigen Spritzern Wasser und wenn alles nichts nützt, mit der Hand. Deshalb empfehlen wir Euch feste Handschuhe) und erstmal mit Nistmaterialaustausch fortfahren. Einige Zeit später könnt Ihr es wieder mit einem Auslauf versuchen.
Aufgestellte Haare und Fauchen sind normal. Auch das Umdrehen auf den Rücken, dabei wird die Rangordnung festgelegt. Aber nochmal: Passt dabei bitte immer genau auf, dass kein Blut fließt. Und denkt daran: Immer gut im Auge behalten, denn Ratten können schnell sein, vor allem mit ihren Zähnen. Sollte es, irgendwann mal, alles unblutig und einigermassen friedlich über die Bühne gegangen sein, steigert die Länge des gemeinsamen Auslaufs. Wenn alles im Auslauf ruhig sein sollte und seinen normalen Gang gegangen ist, kann man die Ratten in einen sauberen und umdekorierten Käfig setzen. Die neue Ratte zuerst, damit sie sich Fluchtmöglichkeiten suchen kann. Bitte bleibt auch hier einige Zeit am Käfig und beobachtet die Situation.
Sollte eine Integration nicht sauber abgeschlossen sein, kann es sogar nach Monaten wieder zu blutigen Kämpfen kommen. Integrationen können sich leider über Monate hinziehen, deshalb habt bitte Geduld. Und verschweigen möchten wir auch nicht, dass es immer wieder Ratten gibt, die nicht integrierbar sind. Wir hatten selber hier so ein Prachtstück sitzen, der nur seinen Bruder in seiner Nähe duldete.
Solltet Ihr allerdings einen einzelnen Rattz bei Euch sitzen haben, der sich wegen seiner Aggressivität nicht zu Eurem Rudel integrieren läßt, auch wenn Ihr es natürlich öfter versucht habt, bleibt als letzter Schritt bei den Böcken noch die Kastration, auch wenn wir keine Freunde dieses operativen Eingriffs sind. Man muß, wie bei jeder OP, mit Risiken rechnen. Im schlimmsten Fall mit dem Tod der Ratte.

Wie gehe ich mit einer alten Ratte um ?
Wie alle Tiere werden auch Ratten älter, leider geht es bei ihnen, bedingt durch ihre kurze Lebenserwartung schneller. Was also muß ich erwarten, wenn meine Rattzen in die Jahre kommen?
Ratten werden in ihrem Lebensabend ruhiger und genießen meist den Kontakt mit dem Menschen. Sie bewegen sich weitaus weniger und halten sich aus Revierkämpfen weitgehend heraus. Rattenweibchen bekommen in diesem Lebensabschnitt des öfteren Tumore, die sogenannten Mammatumore. Diese Tumore können durchaus eine geringe Größe behalten und die Ratte nicht weiter behindern. Bei den schwergewichtigen Böcken besteht die Möglichkeit, daß sie die sogenannte Hinterhandlähmung (HHL) bekommen.
Die Hinterhandlähmung wirkt sich (wie der Name schon sagt) auf die hinteren Extremitäten aus. Sie werden dort extrem unbeweglich und können sich nur noch schlecht putzen. Ältere Tiere haben öfter Probleme mit der Fellpflege, diese wird dann meist von anderen Rudelmitgliedern übernommen. Bei Böcken kann es zu Rückständen im Genitalbereich kommen. Bei zu starken Verschmutzungen muß der Halter mit warmen Wasser und einem feuchten Tuch die Reinigung übernehmen. Grundsätzlich ist darauf zu achten, gerade und vor allem bei Ratten mit HHL, daß der Käfig altengerecht eingerichtet wird. Es sollten möglichst flache Rampen installiert werden und den alten Ratten viel Lauffläche zur Verfügung stehen.
Da sich ältere Ratten weniger bewegen und auch meistens weniger fressen, muß darauf geachtet werden, das Krallen und Zähne nicht zu lang werden. Älteren Ratten sollte auch nicht mehr der Stress einer Integration zugemutet werden. Auch sollte die alte Ratte beim Fressen beobachtet werden. Frisst sie zu wenig, kann sie ruhig einmal gepäppelt werden, mit z.B. Babybrei. Prinzipiell werden alle Ratten im Alter dünner. Es können auch Fellveränderungen auftreten, z.B. das man plötzlich die Haut durch das Fell sieht, oder Pigmentstörungen der Haut. Taubheit und Erblindung können auch auftreten. Falls so etwas bemerkt wird, ist es wichtig, das der Halter sich vorher bemerkbar macht, wenn er die Ratte anfassen will. Dies kann z.B. durch ein kurzes Anpusten geschehen, damit sich die Ratte nicht erschreckt und aus Versehen zubeißt.
Aber auch alte Ratten mit Krankheiten wie den hier beschriebenen Mammatumoren und HHL können durchaus noch Spaß an ihrem Lebensabend haben. Allerdings sollte man bei schwerwiegenderen Erkrankungen darüber nachdenken, die Ratte vom Tierarzt erlösen zu lassen, doch dies ist eine Entscheidung, die jeder für sich selber treffen muß.

Was tuhe ich wenn meine Ratte schwanger ist ?
Leider kommt es hin und wieder vor, daß man (aus welchem Grund auch immer) eine schwangere Ratte bekommt (vorzugsweise aus Zoohandlungen). Jetzt stellt sich jedem Rattenanfänger die Frage, was zu tun ist.
Rattenweibchen haben eine Tragzeit, die zwischen 21-24 Tagen liegt. Der Wurf kann aus einer Größe von 8-20 Jungtieren bestehen.Am Anfang ist es nur schwer zu erkennen, das die Ratte trächtig ist. In den letzten Tagen der Schwangerschaft sieht man dann allerdings einen birnenförmigen Bauchansatz und die Zitzen sind deutlich vergrößert. Die Ratte legt auch einen verstärkten Nestbautrieb an den Tag. Das Weibchen kann auch weiterhin in dem Rudel bleiben, da die anderen Ratten ihr später bei der Aufzucht helfen. Auch der Käfig kann in der Zeit gereinigt werden, allerdings sollte dringend vermieden werden, das Nest der werdenden Mama zu zerstören. Rattenmütter verteidigen in den meisten Fällen vehement ihr Nest, also bitte vorsichtig sein. Die Aggressivität legt sich aber meist nach der Welpenaufzucht. Der Ratte sollte nun viel Eiweiß zugefüttert werden, z.B. Magerquark oder Joghurt etc.
Erste Anzeichen für den Beginn der Geburt ist auffälliges Lecken im Bauch- Zitzen- und Genitalbereich. Die Geburt findet meist in den Nachtstunden statt und dauert ca. 30 Minuten. Sollte sie länger als 1 Stunde dauern, deutet dies auf Komplikationen hin und ein Tierarzt ist unverzüglich aufzusuchen. Nach der Geburt ist für 5 Tage die Käfigreinigung tabu. Es sollte weiterhin Eiweiß zugefüttert werden. Ab dem 5. Lebenstag kann man versuchen, die Babys an die Hand zu gewöhnen, falls es die Mama zulässt. Vorher sind Störungen zu vermeiden. Ab dem 22. Tag sind sie völlig selbstständig und fangen nun an etwas feste Nahrung zu sich zu nehmen, werden aber von der Mutter bis zum 30. Tag noch gesäugt.
Mit 4,5-5 Wochen müssen die Böckchen des Wurfes von den Weibchen getrennt werden, da sie nun anfangen, geschlechtsreif zu werden. Dies sollte von einem erfahrenen Rattenhalter oder dem Tierarzt gemacht werden. Diese Maßnahme ist UNBEDINGT durchzuführen, da ihr sonst in Jungtieren ertrinkt. Weibchen können ab der 6. Woche von der Mutter getrennt werden.
Wir unterstützen in keinster Weise wildes Vermehren oder Züchten von Ratten, denn es gibt leider zu viele Notfellchen. Gerade aus diesem Grund sollte sich der Rattenhalter schon während der Schwangerschaft darüber Gedanken machen, Plätze für die Welpen zu finden. Hierbei helfen Euch Notfallvermittler in Rattenforen. Die Vermittlung der Jungtiere sollte nur mit Schutzvertrag und Schutzgebühr stattfinden, da ihr so sicher gehen könnt, daß Eure kleinen Lieblinge in gute Hände kommen. Keine Lösung ist der Verkauf an Zooläden, da dort Eure Kleinen wahrscheinlich als Schlangenfutter enden werden.